Schicksalstag

Bild: pixabay
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Als „Schicksalstag der Deutschen“ wird er oft bezeichnet – der 9. November. Und in der Tat markiert er Ereignisse, die richtungsweisend für unsere Geschichte waren. An diesem Tag rief 1918 Philipp Scheidemann von einem Fenster des Berliner Reichstags die erste deutsche Republik aus. Am 9. November 1989 fiel die Mauer, die die Menschen in der DDR von den Deutschen im Westen trennte. Ein 9. November markiert aber auch den Beginn des wohl dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte. 1938 entlud sich – geschürt von einer perfide gelenkten Stimmungsmache – blanker Hass gegen die jüdischen Mitbürger*innen.

Die Aktionen der „Reichskristallnacht“ führten schnurstracks zum Holocaust, dem dann nicht nur Juden zum Opfer fielen. Die wahnwitzigen Vorstellungen von Maß-nahmen zur Erhaltung einer vermeintlichen „Reinheit der arischen Rasse“ führten zum barbarischen Abschlachten von Menschen, die diesen Vorstellungen nicht entsprachen.

Seit 1992 widmet sich der Künstler Gunter Demnig mit dem Verlegen von „Stolpersteinen“ dem Wachhalten der Erinnerung an ehemalige jüdische Mitbürger, die deportiert und umgebracht wurden. Demnig verlegt die Steine bewusst an den Orten, wo diese Menschen ihre letzte frei gewählte Wohnung hatten – bevor sie in Sammellager kamen, von wo aus es dann nur noch den Weg in den Tod gab.

Es ist die Aufgabe von uns allen, einen respektvollen Umgang – auch und gerade mit denjenigen, die „anders“ sind – zu pflegen. Das beschränkt sich nicht auf eine „andere“ Hautfarbe, Religion, Kultur oder Sprache. Es geht weiter über das andere Geschlecht oder eine andere sexuelle Orientierung. Und es beginnt – und da sollten gerade Politiker Vorbild sein – mit denen, die eine andere Meinung vertreten. Nur so können wir verhindern, dass aus der leider zu beobachtenden Glut von Verrohung von Sprache und Umgangsformen ein Feuer wird, das nur schwer wieder zu löschen ist.