Pressemitteilung: Massiver Unterrichtsausfall an der Sprendlinger Elisabethenschule

Bei einem Besuch der FDP-Landtagsabgeordneten Helga Lerch an der Sprendlinger Elisabethenschule berichten Schulleiter und Elternvertreterinnen von gravierenden Defiziten bei der Unterrichtsversorgung.

Die Sprendlinger Elisabethenschule braucht dringend Verstärkung. Ohne zusätzliches Personal kann der Unterricht an der Förderschule mit dem Schwerpunkt ganzheitliche Entwicklung nicht mehr sichergestellt werden. Das Kollegium arbeitet seit Monaten am Limit, wie Schulleiter Claus-Werner Dapper bei einem Besuch der FDP-Landtagsabgeordneten Helga Lerch verdeutlichte. Grund ist der massive Unterrichtsausfall, der bei den beamteten Förderschullehrern rund 20 Prozent beträgt. Bei den übrigen pädagogischen Fachkräften, etwa Erzieher oder Sozialarbeiter, sei sogar von 25 Prozent Ausfallzeiten auszugehen, sagte Dapper im Gespräch mit der bildungspolitischen Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion. Und das sind nur die offiziellen Zahlen. „Der tatsächliche Ausfall ist viel, viel höher“, betonte Dapper und verwies auf die drastischen Konsequenzen für das Kollegium: „Die restlichen Lehrkräfte im Haus werden durch die Mangel gedreht.“

Hintergrund für die Zuspitzung sind die seit Jahren kontinuierlich steigenden Schülerzahlen. „Die Anzahl der Kinder mit erheblichem Förderbedarf nimmt zu“, erläuterte Dapper. Außerdem entschieden sich Eltern immer häufiger bewusst für die Förderschule und gegen eine Inklusion in der Schwerpunktschule. Höhere Schülerzahlen, so Dapper, führten zwangsläufig zu einem steigenden räumlichen und personellen Bedarf. „Für die Sachausstattung wird durch den Schulträger (Landkreis Mainz-Bingen) bestens gesorgt“, stellte Dapper fest. Und selbst für die Raumproblematik ist nach jahrelangem Ringen eine Lösung in Sicht. Die dringend erforderliche Erweiterung soll in diesem Jahr starten. Weit weniger erfreulich ist die personelle Situation, wenngleich es auch hier demnächst Entlastung geben soll. Im Februar stehen an der Schule Einstellungsgespräche an. „Wir hoffen, dass die Stellen wirklich besetzt werden“, betonte Claus-Werner Dapper, „denn wir stehen mit dem Rücken zur Wand“.

Nicht so recht nachvollziehen kann der Förderschulleiter, warum erst jetzt gehandelt wird. Die Entwicklung sei schon lange absehbar gewesen. Angesichts dessen wünschen sich Schulleitung und Schulelternbeirat (SEB), dass die Landespolitik der Realität ins Auge blickt. „Es passiert nichts, wenn ich alles schönrechne“, so die Kritik von SEB-Mitglied Yvonne Bless an die Adresse des Bildungsministeriums, das mit unrealistischen Zahlen arbeite. Man müsse die Missstände benennen, nur dann könne sich etwas ändern. „Der Lehrermangel hat sich über Jahre aufgebaut“, ergänzte SEB-Vorsitzende Christina Spichtinger. Viel zu lange sei nichts passiert.

Hinzu kommt ein grundsätzliches Problem: Es mangelt schlichtweg an Förderschullehrern. „Wir brauchen mehr Ausbildungskapazitäten und einen Ausbildungsschwerpunkt auch im Norden des Landes“, so die Meinung der Landtagsabgeordneten Lerch. Die Aufspaltung der Universität Koblenz-Landau mit einer selbständigen Uni in Koblenz könnte eine Chance sein. „Wir müssen aber auch als Land mehr tun, damit der Beruf des Förderschullehrers attraktiver wird“, meinte Lerch.

Womit die Sprendlinger Elisabethenschule derzeit zu kämpfen hat, ist kein Sonderfall. Darauf wies Claus-Werner Dapper ausdrücklich hin. Umliegende Schulen sähen sich mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert. Für Helga Lerch ist das wenig überraschend, denn die frühere Schulleiterin ist mit der Thematik bestens vertraut. Im Landtag hat sie sich wiederholt für eine bessere Unterrichtsversorgung eingesetzt. Und so sagte sie bei dem Gespräch in Sprendlingen zu, auch weiterhin den Finger in die Wunde zu legen. Dass Handlungsbedarf besteht, unterstreichen nicht zuletzt die schulischen Überlastungsanzeigen, die seit 2018 beim Land eingegangen sind. „Wir haben jetzt die 21. Überlastungsanzeige“, bemerkte Lerch mit Blick auf den jüngsten Hilferuf der Bertha-von-Suttner-Realschule plus in Betzdorf (Kreis Altenkirchen). Auf 21 Seiten hatte der Personalrat alarmierende Zustände geschildert und die Problemfelder anhand von Beispielen aus dem Schulalltag akribisch dokumentiert.