Ganz in der Nähe unserer politischen Wirkungsstätten in Mainz (Landtag, Abgeordnetenhaus) liegt die Kirche St. Peter. Und es ist gute Tradition, dass sich die politischen „Macher“ (Abgeordnete, Regierung, Landtagsverwaltung) dort zu bestimmten Anlässen im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes zusammenfinden. Ein solcher Anlass war zum Beispiel die Konstituierung des neugewählten Landtags.
Traditionsgemäß trifft man sich aber auch zum Ende des parlamentarischen Kalenderjahres noch einmal zur „Besinnung“ – so zumindest der Titel der diesjährigen Veranstaltung. Musikalisch umrahmt wurde sie von zwei Orgel-Werken Johann Sebastian Bachs.
Ob die Auswahl der Stücke in einem Zusammenhang mit der für diesen Tag angesetzten Aussprache zum Entwurf des Landeshaushalts stand? Die Titel „Wenn wir in höchsten Nöten sein“ (BWV 641) und „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ (BWV 647) könnten es zumindest vermuten lassen.
Wer allerdings gehofft hatte, die „Besinnung“ würde sich positiv auf das Klima der anschließenden Debatte im Landtag auswirken, der sah sich - wie auch ich - enttäuscht. Vielleicht lag es ja daran, dass gerade die „Scharfmacher“ in der Debatte diesem ökumenischen Gottesdienst ferngeblieben waren. Sonst wäre es vielleicht nicht zu einer verbalen „Grätsche“ wie der des AfD-Fraktionsvorsitzenden Uwe Junge gekommen, der in seinem Beitrag „pro familia“ in die Nähe eines Abtreibungsvereins (so seine Wortwahl!) rückte. Ich wollte dies nicht so im Raum stehen lassen. Da die FDP-Fraktion die ihr zustehende Redezeit bereits ausgeschöpft hatte, verständigte ich mich kurzerhand mit dem nachfolgenden Redner darauf, dass dieser Herrn Junge die nötige verbale „Gelbe Karte“ zeigte, was dieser denn auch gleich zu Beginn seiner Rede tat. Dass es sich bei dem Redner, mit dem ich mich auf diese Replik auf kurzem Weg so gut verständigen konnte, um den Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Herrn Dr. Bernhard Braun, handelte, mag ein Beleg dafür sein, dass die Ampel-Koalition besser funktioniert als von manchen erwartet.