Bretter, die die Welt bedeuten

Meine Tätigkeit im Landtagsausschuss für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur bringt mich immer wieder mit den Kulturschaffenden im Land zusammen. Dieser Tage erreichte mich nun ein Hilferuf von Parteifreunden aus dem Norden unseres Bundeslandes. Dem Schlosstheater Neuwied drohe eine drastische Kürzung der Landesmittel und darüber hinaus auch ein Verlust der Eigenständigkeit. Im Raum standen sogar Pläne zur Bespielung der Neuwieder Bühne durch das Koblenzer Theater. Mittlerweile hatten sich sogar die überregionalen Medien des Themas angenommen.

Um im Rahmen der Beratungen zum Landeshaushalt zu diesem Punkt fundiert argumentieren zu können, erschien mir ein Vor-Ort-Termin mit den Betroffenen sinnvoll. Und so traf ich denn zusammen mit örtlichen Parteifreunden auf Theater, das mit seinen knapp 300 Sitzplätzen sicher nicht zu den großen Bühnen im Land zählt.

Groß ist aber das, was dort auf die Beine gestellt wird: fast 150 Vorstellungen im Jahr! Und das oftmals bei ausverkauftem Haus! Und noch etwas beeindruckte mich: nahezu zwei Drittel seines jährlichen Budgets erwirtschaftet das Theater selbst. Da bin ich von anderen Theatern im Land deutlich schlechtere Zahlen gewöhnt. Was ist das Geheimnis des Neuwieder Erfolgs? Ich glaube, auf diese Frage gibt es eine recht einfache Antwort: Hier stimmen Angebot und Nachfrage überein.

 

Garant für ein in einem solch erfreulichen Maße nachgefragtes Angebot ist wohl vor allem der Intendant Walter Ullrich (im Bild ganz links). Er zählt mittlerweile stolze 85 Lenze (!) – doch sein Stock ist das einzige, was den Rückschluss auf dieses Alter erlaubt. Manchen mag dieser Prinzipal alter Schule auch als zu konservativ gelten. Wenn man konservativ als das Bewahren der Asche definiert, trifft diese Charakterisierung auf ihn sicher nicht zu. Er ist eher konservativ im Sinne der Definition des Weitergebens des Feuers. Und sein Publikum sieht das wohl ebenso.