Fremder Islam?

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Zu den „Geburtswehen“ des Landes Rheinland-Pfalz gehört die getrennte Abstimmung über den Verfassungsentwurf und die darin enthaltenen Schul-Artikel. Auch in der Folgezeit gab es immer wieder heftige Diskussionen um den Einfluss der Kirche auf die Schulen. Mittlerweile haben wir uns mit einem „status quo“ arrangiert, mit dem der Staat auf der einen und die christlichen Kirchen auf der anderen Seite leben können. 

Nun leben bei uns – Rheinland-Pfalz macht da keine Ausnahme – aber immer mehr Menschen muslimischen Glaubens. Die meisten von ihnen haben türkische Wurzeln. Ihre Kinder haben Anspruch auf einen islamischen Religions-Unterricht. Doch wer ist für den deutschen Staat der Ansprechpartner in Fragen der Gestaltung dieses Religionsunterrichts?

 

Bis vor kurzer Zeit schien die Antwort auf diese Frage einfach zu sein: DITIB!  

Das Kürzel steht für „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“ und bezeichnet einen eingetragenen Verein mit Hauptsitz in Köln. Er hat als Vereinszweck die Aufgabe der Regelung religiöser Fragen und Angelegenheiten der in Deutschland lebenden Türken. Dabei bedient er sich der Dienste der staatlichen türkischen Religionsbehörde „Diyanet“. So weit, so gut – oder doch nicht?

 

Seitdem Schlagworte wie „islamistischer Terror“, „Hassprediger“, „Radikalisierung“ die Runde machen und gepaart mit Unkenntnis so für ein höchst diffuses Islam-Bild sorgen, werden zunehmend Zweifel daran geäußert, ob denn DITIB der geeignete Ansprechpartner sei. Und die aktuellen Spannungen im deutsch-türkischen Verhältnis tragen auch nicht gerade zu einer Versachlichung dieser Diskussion bei. Auch der rheinland-pfälzische Landtag hat zu dieser Frage bereits Gutachten in Auftrag gegeben.

 

Ich wollte mir lieber selbst einen Eindruck verschaffen und führte mit Cilan Şen, dem stellvertretenden Vorsitzenden von DITIB Rheinland-Pfalz ein persönliches Gespräch. Herr Şen war über die derzeitige Situation alles andere als glücklich und betonte, dass er und sein Verband sich auf jeden Fall aus der Politik heraushalten wollen. Dass der Gesprächsfaden zwischen DITIB und deutschen Politikern praktisch abgerissen sei, bedauerte er zutiefst. So hätten aktuell sowohl CDU als auch AfD in Rheinland-Pfalz ein Gesprächsangebot von DITIB rundweg abgelehnt.

 

Ich jedenfalls werde mit offenen Menschen wie Herrn Şen weiter im Gespräch bleiben. Nur so kann man in der Sache etwas bewirken. Aber vielleicht haben Liberale ohnehin weniger Scheuklappen als Konservative. Und Ingelheimer Liberale ohnehin. Schließlich wurde bei uns 2008 die Fatih Sultan Moschee Ingelheim eröffnet, zu deren Gemeindemitgliedern auch ein Ingelheimer Liberaler gehört.