Eine ungewöhnliche Kita

Ich berichte Ihnen heute von einem Kita-Besuch. Zunächst ein paar Zahlen zu den dort betreuten Kindern:

• Zahl der Kinder :  68 (30 Mädchen, 38 Jungen) 

• Nationalitäten der Kinder :  19

• Familiensprache der Kinder

• nur Deutsch :  17,5 %

• nicht Deutsch :  70 %

• zweisprachig (Deutsch + Nicht-Deutsch) :  12,5 %

• Religion der Kinder

• katholisch :  7

• evangelisch :  3

• christlich-orthodox :  9

• andere Konfession :  31

• keine Konfession :  18

Nun werden Sie sich fragen: Wo gibt es denn eine Kita mit einem derart heterogenen Publikum?                                        

Die Antwort ist: Es ist die Kita „St. Peter“ in Koblenz-Neuendorf.

Und wenn Sie schon dabei sind, sich verwundert die Augen zu reiben – es ist eine katholische Einrichtung (Caritas)!

Ich hatte meine Kontakte zur Katholischen Kirche genutzt, um im Rahmen meiner Besuche in Kindertagesstätten im Land auch einmal in eine kirchliche Einrichtung zu schauen. Doch mit einer solchen Kita hatte ich nicht gerechnet.

Die Aufgabe für das Kita-Team ist gewaltig. Die Großsiedlung Neuendorf ist das, was man andernorts gern als „sozialen Brennpunkt“ bezeichnet. Etwa drei Viertel der Bewohner dieses Koblenzer Stadtteils haben einen Migrationshintergrund. Und die Umstände der Zuwanderung sind teils alles andere als „normal“. 14 der 68 Kinder in „St. Peter“ stammen aus Familien, die aus ihrer ehemaligen Heimat flüchten mussten – 5 der Kinder haben eine solche Flucht selbst erleben müssen.

Unter solchen Umständen ist es fast schon ein Wunder: die Kita „St. Peter“ funkioniert!

Sie funktioniert, weil das Konzept der Einrichtung auf Werten wie Zuneigung und Respekt basiert. Ein Umstand, den die Eltern zu schätzen wissen. Ihre Kinder können sich hier bereits zu einer „Persönlichkeit“ entwickeln.

Und so kommt es, dass muslimische Eltern nicht nur ihre Kinder einem katholischen Kindergarten anvertrauen – sondern sich auch selbst in die Arbeit der Einrichtung einbringen. Und wenn es noch eines Beweises für ein solches interkonfessionelles Miteinander bedurft hätte, so erzählte man mir bei meinem Besuch die folgende – fast schon unglaubliche – Geschichte:

Bei einem Kita-Fest wurde das Vaterunser (in Deutsch) gebetet. Der Großvater eines Jungen (Pakistani) betete mit (in Deutsch). Das Ungewöhnliche: der Großvater ist Imam in der benachbarten Moschee …