Bahnfahren einmal anders

Früher nutzte ich die Bahn eher selten. Ich bevorzugte das Auto, um von A nach B zu gelangen. Allmählich lernte ich aber die Vorzüge des Bahnfahrens als erheblich stressfreiere Variante der Fortbewegung schätzen. Praktisch komplett ohne Stress verläuft eine Bahnfahrt, die unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ läuft. Von einer solchen Möglichkeit erfuhr ich beim Parteitag des FDP-Bezirksverbands Koblenz im März dieses Jahres in Kruft. Dort stellte der Verein „Brexbachtalbahn“ sein Projekt zur Wiederbelebung der stillgelegten Bahnstrecke im Westerwald vor. Dabei geht es den Bahnfreunden um eine Nutzung der Strecke für touristische Zwecke. Um für den „Tag X“, an dem die „Brex“ – wie sie ihre Bahn liebevoll nennen – wieder rollt, vorbereitet zu sein, halten die Vereinsmitglieder nun schon seit über 10 Jahren die Strecke in Schuss. 

Engagement und Konzept des Vereins haben mich überzeugt – und so versuche ich im Rahmen meiner Möglichkeiten zu helfen. Es gilt vor allem, Steine aus dem Weg zu räumen – Steine, die die Realisierung des Projekts behindern. Momentan liegt ein solcher Stein in Bendorf, wo sich im Bereich eines Kreisels Straße und Schiene in die Quere kommen könnten.

Auf der Suche nach einer Lösung des Problems erhoffte ich mir Aufschlüsse bei einer Fahrt mit der „Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland“ (MKO). Die Gelegenheit zu dieser Fahrt ergab sich während des Urlaubs an der Küste. Betrieben wird die Bahn von einem Verein, der 170 Mitglieder zählt. Mit knapp 20 km/h geht es von Norden über Lütetsburg, Hage und Westerende nach Dornum. Im Hinblick auf Spurbreite, Betreiber-Struktur (Verein) und Fahrgast-Struktur (Touristen) zeigt die MKO also durchaus Parallelen zum Projekt „Brex“.

Für die Lösung des in Bendorf konstatierten Problems ergab die Fahrt mit der MKO allerdings keine verwertbaren Erkenntnisse. Die Gleise der MKO führten nur ein einziges Mal über eine – allerdings nur schwach befahrene – Straße. Und diese Stelle war mit Bahnschranken gesichert.

Dafür lernte ich ein anderes Problem kennen, das in dieser Form bei der „Brex“ (hoffentlich!) nicht auftreten wird. Die MKO bummelt nämlich auch durch Weideland. Und da kann es schon einmal passieren, dass (tierische!) Rindviecher die Strecke blockieren.

Und wenn der normale Hobby-Eisenbahner keine Zusatz-Qualifikation als Cowboy hat, muss man eben warten, bis der Bauer mit seinem Quad kommt – was schon einmal ein bisschen dauern kann …