In memoriam: Heiner Kaiser

von links: Ringhoffer, MdL Lerch, Dr. Wissing und Kaiser, Bild: FDP Budenheim
von links: Ringhoffer, MdL Lerch, Dr. Wissing und Kaiser, Bild: FDP Budenheim

Beim Festakt zum 70-jährigen Bestehen der FDP Rheinland-Pfalz war er noch vom Landesvorsitzenden Dr. Volker Wissing als Ehrengast begrüßt worden: Heiner Kaiser aus Budenheim. Heute verstarb er im Alter von 93 Jahren. Noch Ende Februar war er für seine langjährige Mitgliedschaft bei den Freien Demokraten geehrt worden.    

Bereits Ende 1945 hatte Kaiser sich den Liberalen in Hessen angeschlossen. Der dort entstandenen Liberaldemokratischen Partei (LDP) trat er am 15. Januar 1946 bei. Und schon bald durfte er ein persönliches Highlight seines noch jungen politischen Wirkens im Raum Marburg/Gießen erleben:

Am 27. August 1945 hatten die amerikanischen Besatzer in Groß-Hessen die Arbeit politischer Parteien auf kommunaler Ebene genehmigt. Und bei den ersten Kommunalwahlen Anfang 1946 schaffte die LDP nicht nur den Einzug ins Marburger Rathaus – sie war mit 40,4 % der Stimmen sogar die stärkste Kraft und stellte mit Karl Theodor Bleek den Oberbürgermeister.

Am 23. November 1945 erteilten die Amerikaner den politischen Parteien in Groß-Hessen schließlich die Erlaubnis zur politischen Betätigung auf Landesebene. Die Liberalen taten dies in Form der LDP.

Liberale Parteien hatten sich in allen vier Besatzungszonen gebildet. Das Ziel war nun ein Zusammenschluss zu einer gesamtdeutschen liberalen Partei. Dazu liefen Sondierungsgespräche, die schließlich in Rothenburg o.T. am 17. März 1947 zur Gründung der Demokratischen Partei Deutschlands (DPD) unter Führung von Theodor Heuss für die liberalen Parteien der Westzonen und Wilhelm Külz für die LDP der SBZ führten. Mit dabei war Heiner Kaiser!

Und er spielte auch sogleich eine wichtige Rolle. Am 26. April 1947 hob er zusammen mit einigen anderen jungen Parteimitgliedern als Jugendorganisation die Deutschen Jungdemokraten aus der Taufe und führte sie als deren erster Generalsekretär. Seine Gesundheit war allerdings durch den Krieg so geschädigt, dass er seine politische Arbeit für lange Zeit unterbrechen musste.  Seine Arbeit bei den Jungdemokraten übernahm Wolfgang Mischnick.

Bekanntermaßen war die in Rothenburg erzielte Einigung nicht von langer Dauer. Die getrennte Entwicklung in Ost und West machte auch vor den Liberalen nicht Halt.  Die liberalen Parteien der Westzonen schlossen sich am 12. Dezember 1948 in Heppenheim zur Freien Demokratischen Partei (FDP) zusammen. Ein Mitwirken war Heiner Kaiser nicht möglich.

Ich lernte Heiner Kaiser, der seit 1976 in Budenheim lebte, in der FDP Mainz-Bingen kennen, wo er nie große Worte um seine spannende politische Vergangenheit machte.