Antisemitismus

Bild: pixabay
Bild: pixabay

Heute beschäftigte sich der Landtag mit einem Antrag der CDU-Fraktion mit dem Titel „Antisemitismus entschlossen bekämpfen“. Bei aller löblichen Motivation des Antragstellers kommt in der Auflistung der von den Kolleginnen und Kollegen der Union geforderten Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen antisemitischer Tendenzen ein ganz entscheidender Aspekt zu kurz: der latente Antisemitismus in unserer Gesellschaft!    

Wer in der aktuellen politischen Diskussion Zuwanderer aus islamisch geprägten Ländern als primäre Quelle solcher Tendenzen in Deutschland sieht, macht es sich zu einfach. Er übersieht nämlich dabei, dass es in der deutschen Geschichte – nicht erst in der Zeit des Nationalsozialismus – immer wieder antisemitische Tendenzen gab.    

Der Reformator Martin Luther beispielsweise ging in seiner vom Antijudaismus geprägten Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543) sogar so weit, dass er zum Niederbrennen der Synagogen aufrief. Fast 400 Jahre später nutzten die Nazis diese Schrift als Rechtfertigung für die Reichspogromnacht. Über Jahrhunderte hin war die latent antijüdische Stimmung in Deutschland von einem gewissen Sozialneid bestimmt gewesen. Und der suchte ein ums andere Mal ein Ventil – und die Juden mussten wieder einmal als „Sündenböcke“ herhalten.    

Friedrich Hollaender (1896 – 1976), selbst jüdischer Abstammung, persiflierte diese Grundstimmung 1931 in dem Couplet „An allem sind die Juden schuld“ für das Berliner Kabarett „Tingel-Tangel“.

Wir als Politikerinnen und Politiker sind daher aufgefordert, in der politischen Debatte unsere Worte so zu wählen, dass wir nicht damit ungewollt die Rechtfertigung für die Herabsetzung oder Ausgrenzung anderer liefern.