Wenn man von der „Wiege der Demokratie“ spricht, dann meint man damit meist das Hambacher Schloss, vor dem sich 1832 rund 30.000 Menschen versammelten um ihrer Forderung nach demokratischen Rechten Ausdruck zu verleihen.
Es war daher passend, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seinen Rheinland-Pfalz-Besuch, der unter dem Motto „Demokratie“ stand, gerade dort begann.
Am Abend hielt er dann eine Rede im Plenum des Mainzer Landtags. Und in dieser Rede ging er auch auf die besondere Demokratie-Tradition von Mainz ein, wo 1793 mit der „Mainzer Republik“ zum ersten Mal in Deutschland das Experiment einer parlamentarischen Demokratie gewagt worden war. Das Experiment war nur von kurzer Dauer gewesen – und zahlreiche Repressalien gegen Mainzer Bürgerinnen und Bürger warfen dunkle Schatten auf die Ausübung der republikanischen Praxis. Doch es bleibt die positive Grundidee, die von der ersten freigewählten Volksvertretung auf deutschem Boden verwirklicht werden sollte. Diese Idee war beseelt von den Idealen der Französischen Revolution und kommt im Siegel der „Gesellschaft der Freunde der Republik“ zum Ausdruck.
Nicht ohne Grund ist daher die Postanschrift des Mainzer Landtags „Platz der Mainzer Republik“.
Auch der Besuchspunkt Gutenberg-Museum hatte einen Bezug zum Leitmotiv der Reise des Bundespräsidenten. Denn erst die Erfindung des wohl berühmtesten Mainzer Bürgers machte für breite Schichten den Zugang zu Bildung und zu Informationen möglich – und schuf somit die Grundlage für die Teilhabe an Demokratie.