Feige Kreistagsmitglieder?

Eigentlich hätte am letzten Freitag hier – im „Kreishaus“ – eine Sondersitzung des Kreistags Mainz-Bingen stattfinden sollen. Thema: zusätzliche Räumlichkeiten zur Unterbringung der stark gestiegenen Zahl der Mitarbeiter. Doch es kam alles ganz anders.

 

In den Tagen vor der geplanten Sitzung beherrschte allerdings ein anderes Thema die Schlagzeilen – nämlich die Umstände einer versuchten Abschiebung einer jungen Familie aus der Ingelheimer Aufnahmeeinrichtung nach Kroatien. Und eben diese Umstände hatten einige Fragen aufgeworfen, FDP und Grüne hatten dazu für die geplante Sitzung entsprechende Anfragen eingereicht.

 

 Die Grünen hatten für den Tag der Sitzung zu einer Demonstration aufgerufen und diese auch angemeldet. In einer Telefonkonferenz mit den erreichbaren Vertretern der Kreistagsfraktionen einen Tag vor der Sitzung teilte die Landrätin mit, dass sich nach ihren Informationen Vertreter gewaltbereiter Gruppierungen angekündigt hätten und somit die Gefahr von Ausschreitungen bestünde. Die Polizei sehe sich außerstande, unter diesen Umständen für die Sicherheit der Kreistagsmitglieder und der Kreisbediensteten zu garantieren. Wir erklärten uns daher mit einer Absage der Sitzung einverstanden. Die angemeldete Demo verlief friedlich. Und gewaltbereite Gruppen waren nicht erschienen.

 

Wenn ich aber heute in der Ingelheimer Ausgabe der Allgemeinen Zeitung eine Pressemeldung von IN-Rage vorfinde, in der die Kreistagsmitglieder als „feige“ bezeichnet werden und ihnen vorgeworfen wird, „jeder kritischen Auseinandersetzung aus dem Wege zu gehen“, dann sind dies sicher markige Formulierungen. Doch den Autoren dieser Pressemeldung sei gesagt: „Wer so mit dem Finger auf andere zeigt, muss sich fragen, ob dieser Finger nicht in Wahrheit auf ihn selbst zeigt.“.