Als Landtagsabgeordnete erhalte ich jede Menge Einladungen zu den unter-schiedlichsten Veranstaltungen. Natürlich kann ich nicht jeder dieser Einladungen Folge leisten – zumal sich die Termine manchmal überschneiden oder mit Plenar-sitzungen kollidieren. Aber es bleiben immer noch genügend Einladungen, die ich annehmen kann und auch will – zumal wenn sie meine parlamentarischen Arbeitsge-biete betreffen. So auch diese Einladung zu einem Festakt im Kurfürstlichen Schloss, mit dem gleich zwei Jubiläen gewürdigt werden sollten – nämlich 100 Jahre Waldorf-Pädagogik und 40 Jahre Waldorf-Schulen in Rheinland-Pfalz.
Natürlich habe ich auch schon mitgelacht, wenn etwa ein Kabarettist die Eigenarten des Unterrichts in einer Waldorf-Schule aufs Korn nimmt. Der beliebteste Spott „Die tanzen ihren Namen“ ist dem Fach Eurythmie geschuldet, das dort zum Fächerkanon gehört. Auch die Beschäftigung mit Gartenbau oder Stricken mag nicht so recht in die Welt von Tablets und Whiteboards passen.
Die Grund-Idee eines Gegenmodells zu Leistung und Drill, die 1919 bei Gründung der ersten Freien Waldorf-Schule Pate stand, erscheint mir als liberaler Bildungspolitikerin nicht als „aus der Zeit gefallen“ oder „esoterische Spinnerei“. Und so werde ich anregen, dass Henning Kullak-Ublick, Festredner des Abends, demnächst einmal im FDP-Landesfachausschuss „Bildung“ als Gast referiert.
Übrigens war mein letzter Praktikant ein Waldorf-Schüler – und er hat weder „seinen Namen getanzt“ noch „Bäume umarmt“ (um nur zwei der Klischees zu nennen). Er hat vielmehr mit Eifer, Interesse und Zuverlässigkeit mich bei meiner politischen Arbeit begleitet.