Lebendiges Geschichtsbuch

Eigentlich hätte es bei meiner Reise vom Madrider Flughafen mit dem Bus nach Ávila weitergehen sollen. Doch der Bus kam nicht (falsche Information über Abfahrtsort). Also wieder Taxi! Entschädigt für den Ärger wurde ich durch den einmaligen Anblick der auf ca. 1100 m Höhe gelegenen Stadt mit ihrer 2,5 km langen vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer.

Erbaut wurde diese im 11. Bis 14. Jahrhundert als Bollwerk gegen die Mauren. Denn die rund 300 Jahre friedlicher Koexistenz zwischen Christen, Muslimen und Juden auf der iberischen Halbinsel waren zunehmend abgelöst worden durch die „Reconquista“, die zunehmende – gewaltsame – Ausdehnung des christlichen Machtbereichs. 1492 fand diese mit der kampflosen Übergabe Granadas ihren Abschluss.

 

Angesichts der heutigen Diskussionen in unserer Gesellschaft um den respektvollen Umgang mit den vermeintlichen „Anderen“ kann ich jedem Urlauber nur ans Herz legen, maurische Architektur und jüdische Viertel in spanischen Städten nicht nur als interessante Foto-Motive zu sehen. Mit ihrer Geschichte und den Geschichten um die Menschen in ihnen können sie sowohl Integration wie Ausgrenzung lehrstückhaft anschaulich machen.