Wer die Diskussion um Unterrichtsausfall an rheinland-pfälzischen Schulen verfolgt, wird verwirrt feststellen, dass das Bildungsministerium offenbar von anderen Zahlen ausgeht als etwa die Lehrerverbände. Auch ich geriet bei meinen Stellung-nahmen im Rahmen der politischen Debatten öfter in die Situation, diese Diskrepanz erklären zu müssen. Als ehemalige Schulleiterin sind mir allerdings die Tücken der Statistiken zum Unterrichtsausfall bestens bekannt.
Eigentlich ist der Grundanspruch von Schüler*innen und Eltern klar: die Erteilung des geplanten Unterrichtsfachs durch entsprechend ausgebildete Fachlehrkräfte. Dass dies in der Realität nicht immer umgesetzt werden kann, ist wohl jedem klar. Auch Lehrkräfte können einmal krank werden oder müssen sich fortbilden.
Weniger klar ist aber die Art und Weise der Erfassung ausgefallener Unterrichtsstunden in der offiziellen Statistik des Bildungsministeriums. Da gilt zum Beispiel in der Oberstufe eine Stunde als „erteilt“, wenn die Schüler*innen „eigenverantwortlich“ gearbeitet haben – also ohne die Anwesenheit der zuständigen Lehrkraft. Laut Statistik handelt es sich auch um ordnungsgemäß erteilten Unterricht in einer Klasse, wenn diese – weil die eigentlich zuständige Lehrkraft fehlt – durch die Lehrkraft im benachbarten Klassenraum bei geöffneter Tür „mitgeführt“ wird.
Die mit solchen Methoden erstellte Statistik kann unmöglich ein reales Bild der Unterrichtsversorgung an den Schulen im Land vermitteln. Das habe ich in den letzten Jahren immer wieder dargelegt und musste mich dabei oft als einsamer „Rufer in der Wüste“ fühlen.