Pressemitteilung

Erneuter Tiefschlag für das Staatstheater

Auf ihrer KulturWinterReise besucht Landtagsabgeordnete Helga Lerch (Wahlkreis Ingelheim) das Mainzer Staatstheater. Intendant Markus Müller schildert der Bildungs- und Kulturpolitikerin, wie das Haus mit dem neuerlichen Lockdown zurechtkommt.

 

„Wir brauchen die Kultur - gerade in den Zeiten, in denen wir leben“, sagt Landtagsabgeordnete Helga Lerch (Wahlkreis Ingelheim) im Gespräch mit Markus Müller, Intendant des Mainzer Staatstheaters. Der erneute Lockdown trifft die Kultureinrichtungen hart. Trotz umfangreicher Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie müssen Theater und Museen mindestens bis Ende November geschlossen bleiben. „Es hat uns natürlich kalt erwischt“, bekennt Intendant Markus Müller, „obwohl die Entscheidung nicht ganz unerwartet kam“.

 

Regeln wurden penibel eingehalten

Im Frühjahr habe es keine Alternative zur Schließung gegeben, stellt Müller rückblickend fest. Nun aber schätzt er die Situation anders ein. Nach dem ersten Lockdown hatte das Theater alles unternommen, um für die Sicherheit des Publikums zu sorgen. Dies geschah unter anderem durch eine hochleistungsfähige Lüftungsanlage und CO2-Messgeräte. Auch die Abstandsregeln wurden penibel eingehalten, etwa dank gespendeter Sofas, die die Stühle im Kleinen Haus ersetzten. Das Publikum fasste wieder Vertrauen, die Vorstellungen waren ausverkauft, für viele Stücke gab es Wartezeiten. „Jeder wollte nochmal ins Theater“, beschreibt Markus Müller die Stimmungslage vor der erneuten Schließung. 

 

Corona bremst erfolgreiche Arbeit aus

Nun also der nächste Tiefschlag für Markus Müller und sein Team, das in den letzten Jahren so erfolgreich gearbeitet hat. „Wir kommen aus einer Entwicklung mit fünf Rekordjahren“, lenkt der Intendant den Blick zurück auf die Zeit vor der Corona-Pandemie. Noch nie in der Geschichte des Mainzer Staatstheaters habe man so viele Besucher und Abonnenten gezählt. Das Haus genieße eine hohe Akzeptanz – und das nicht nur bei Besuchern, sondern auch bei der Fachpresse, was dem Mehrspartenhaus in den letzten Jahren wiederholt hohe Auszeichnungen eingetragen hat. Dass der Vorhang im Theater nun abermals unten bleiben muss, findet Markus Müller falsch, zumal sich bislang nachweislich niemand im Theater angesteckt habe.

 

Grundsätzlich unterstützt und begrüßt er die Entscheidung der Politik, angesichts der hohen Infektionszahlen mit einschneidenden Maßnahmen zu reagieren. Doch wäre es aus seiner Sicht sowohl medizinisch als auch gesellschaftlich sinnvoller, die Kontakte ohne Sicherheitsmaßnahmen radikal einzuschränken, den Menschen aber ganz bewusst jene Räume zu öffnen, in denen sie einander im Rahmen von strengsten Hygienekonzepten begegnen können. Das sei eine große Chance, um im bevorstehenden tristen Pandemiewinter ein helles Gegengewicht zu setzen. 

 

Adäquater Orchesterprobensaal auf dem Wunschzettel

Der Intendant und sein Team jedenfalls tun alles dafür, die Durststrecke gut zu bewältigen und dem Publikum auch künftig spartenübergreifend ein hochkarätiges Angebot präsentieren zu können. Dafür müssen natürlich die räumlichen und baulichen Voraussetzungen gegeben sein. Notwendige Erhaltungsmaßnahmen werden möglichst direkt umgesetzt, um hohe Folgekosten zu verhindern. Und so sind auch aktuell wieder kleinere Umbau- und Sanierungsmaßnahmen im Gange. „Die Spielstätten sind super, die halten wir in Schuss“, beantwortet Markus Müller die Frage der Landtagsabgeordneten Helga Lerch, an welchen Stellen dem Theater möglicherweise der Schuh drücken könnte. Und doch gibt es etwas, was bei Markus Müller auf der Wunschliste ganz oben steht. „Was wir uns wünschen, ist ein adäquater Orchesterprobensaal“, erklärt der Intendant. Der derzeitige Raum sei viel zu klein, sodass das Orchester zum Proben nicht selten in das Große Haus ausweichen müsse. Das wiederum führe dazu, dass weniger Vorstellungen stattfinden könnten. Daher hofft Markus Müller auf eine baldige Lösung des Problems. Vielleicht ergibt sich im Zuge des Umbaus der Ludwigstraße die Möglichkeit, einen Orchesterprobensaal zu integrieren, der als Kammermusiksaal auch für das Publikum geöffnet werden könnte.