Im Englisch-Unterricht gehören Erzählungen von Edgar Allan Poe sicher nicht zu der Lektüre, die Schülerinnen und Schüler als langweilig empfinden. Ganz besonders dürfte dies für sein „Die Maske des Roten Todes“ gelten. Die Erzählung erschien 1842 – ist aber in Zeiten von Corona erschreckend aktuell. Da lädt Prospero eine Gruppe von – wie wir heute wohl sagen würden – „Feierbiestern“ auf sein opulent ausgestattetes Anwesen zu einem Maskenball ein. Trotz einer grassierenden Seuche („Roter Tod“) fühlen sich alle sicher und feiern ausgelassen. Verstörend wirkt nur, dass einer der Anwesenden als „Roter Tod“ maskiert ist. Beim Versuch, den Fremden zu demaskieren, trifft Prospero buchstäblich der Schlag. Es ist kein Maskierter – es ist der „Rote Tod“ selbst.
Angesichts der aktuellen politischen Debatten um eine mögliche Impfpflicht gegen das Corona-Virus und die Frage, wie viel später als „fünf vor zwölf“ es bei uns bereits ist, kommt mir diese Erzählung von Poe unwillkürlich in den Sinn. Ganz besonders, wenn ich dann noch die begeisterten Fußballfans in einem vollgepackten Kölner Stadion sehe. Bundespräsident Steinmeier ist zuzustimmen, wenn er fragt „Was muss eigentlich noch passieren?“.