Wie Integration Geflüchteter früher gelang

Bild: privat
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Zwischen Norden und Lütetsburg wurde Ende der 1930er Jahre ein Ausbildungs- und Durchgangslager der deutschen Kriegsmarine eingerichtet. Nach der Kapitulation wurden dort von der britischen Besatzungsmacht Kriegsgefangene bis zu ihrer Entlassung interniert. Auf Bitten der Stadt Norden gaben die Briten später das Areal für die Unterbringung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den von den Sowjets besetzten Ostgebieten frei.

 

Heute befindet sich hier eine Gedenkstätte, in der in einer Dauerausstellung gezeigt wird, unter welchen Umständen die Angekommenen dort lebten, wie sie ihr Lagerleben organisierten – und wie ihre Integration gelang. Am eindrucksvollsten fand ich die via Touchscreen abrufbaren Schilderungen von Zeitzeugen aus diesen Jahren. Sie vermitteln weit mehr als jedes Lehrbuch der Geschichte oder Sozialkunde!

Besucher können übrigens auch einen Beweis für eine gelungene Integration erwerben – ein Reprint des 1945 herausgebrachten Kinderbuchs mit dem Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“. Hergestellt wurde es damals von Werner Klemke und Martin Kirchner, die beide ab Mai 1945 als Kriegsgefangene in dem Lager interniert waren – sich aber wie alle dort relativ frei bewegen durften. Als Partner für ihr Projekt gewannen sie den Besitzer einer Norder Druckerei. Werner Klemke übersiedelte später nach Berlin und war in der DDR ein angesehener Grafiker und Buchillustrator.

 

Das Team der Gedenkstätte leistet mit seiner hervorragen didaktischen Aufbereitung dieses Kapitels deutscher Geschichte einen Beitrag, der angesichts der aktuellen Flüchtlingsproblematik nicht hoch genug einzuschätzen ist!