Im Großen Saal des Ingelheimer Weiterbildungszentrums (WBZ) war es mucks-mäuschenstill, als Henriette Kretz (Jahrgang 1934) aus ihrer Jugendzeit berichtete. Die Zeitzeugin hatte viel zu berichten. Als Kind jüdischer Eltern in Galizien geboren war sie spätestens mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen 1939 stets in akuter Lebensgefahr, ständig der Bedrohung durch Polen, Ukrainer, Russen und Deutsche ausgesetzt. Warum durfte sie nicht einfach Kind sein? Wieso war sie als jüdisches Kind „minderwertig“?
Und trotz des Erlebten klang aus ihren Schilderungen kein Wort des Hasses – nur die Mahnung an die heute Lebenden, wachsam zu sein. Damit so etwas nie wieder geschehen kann!
Martin Konrath vom WBZ, der den Abend organisiert hatte, machte damit deutlich, wie wichtig die persönliche Vermittlung einer solchen Mahnung durch eine der letzten Holocaust-Überlebenden sein kann. Die Bereitschaft von Frau Kretz, sich in den Dienst dieser Sache zu stellen, verdient allergrößte Hochachtung.